Biografie
Auf der Suche nach dem Glück
Gibt es bei deutschen Rappern überhaupt eine typische HipHop-Sozialisation? Nun, mit Sicherheit hat keiner der hiesigen Vertreter den Soul der 60er- und 70er-Jahre seiner Eltern mit der Muttermilch aufgesogen. Auch nicht Danny Bokelmann, besser bekannt als D-Bo. Vielmehr waren seine Eltern und Großeltern Mitglieder in Musikkapellen. Während die Familie ihre Stücke probt, sitzt D-Bo daneben und ist von klein auf von Rhythmen und Musik umgeben. Etwas, dass den am 06.06.1978 in Göttingen geborenen und aufgewachsenen Danny Bokelmann mittlerweile zu einem der eigenständigsten Künstler der deutschen HipHop-Szene gemacht haben – und das nicht etwa, weil er es immer allen Recht gemacht hat, sondern weil er vor allem immer dagegen war.
Angefangen hat jedoch alles im Kinderzimmer. „In einem Spielwarenladen habe ich damals einen Kassettenrekorder mit eingebautem Mikrofon entdeckt – den musste ich haben. Ich habe mir dann mit Legomännchen ein Fußballstadion aufgebaut und die Spiele kommentiert“, erinnert sich D-Bo. Durch die Marschmusik der Eltern angestiftet, beginnt er irgendwann auch damit, seine Improvisationen am Schlagzeug aufzunehmen. Zeitgleich kommt D-Bo das erste Mal mit HipHop in Kontakt. Die harten Texte der Gangsterrapper wie N.W.A. oder Public Enemy üben eine große Faszination auf D-Bo aus. Als er 1992 das erste Mal die Fantastischen Vier hört, beginnt er selbst zu reimen.
Mit 14 Jahren beginnt D-Bo Basketball zu spielen. Eine Sportart, die unabdingbar mit der Musik, den Texten und dem Lebensgefühl des HipHop verknüpft sind. Zum ersten Mal ist D-Bo von Gleichgesinnten umgeben, die seine Gesinnung verstehen und ihm schnell Feedback für seine Musik geben. Mit seinen Freunden Jayo und Psycomatic gründet D-Bo 1998 kurzerhand den Vertrieb Distributionz, welcher schnell zur Anlaufstelle für deutschen Gangsterrap aus dem Untergrund wird. Kontakte zu anderen Rappern aus dem Untergrund kommen zustande. Unter anderem lernt D-Bo auch Bushido kennen zu dem eine tiefe Freundschaft entsteht. Er gründet mit Bushido, King Orgasmus One und Bass Sultan Hengzt das Label ILuvMoney Records und veröffentlicht sein erstes Album mit dem Titel „Deutscha Playa“.
Entgegen den harten Sounds seiner Weggefährten, macht D-Bo seine Musik – wie schon in Kindertagen – anders. Keine harten Ansagen, sondern Themen wie Trennung, Alleinsein, Depressionen, Hoffnungen und Träume. Die Selbstfindung dokumentiert D-Bo eindrucksvoll auf den drei Alben „Deo Volente“ (2005), „Seelenblut“ (2006) und „Sans Souci“ (2007). Der Erfolg gibt D-Bo recht: die Alben landen in den deutschen Top 100 und seine Videos laufen bei MTV. 2008 gehen er und Bushido jedoch getrennte Wege. Mit seinem fünften, 2009 veröffentlichten, Album „Die Lüge der Freiheit“ verabschiedet sich D-Bo dabei auch hörbar vom Straßen- und Gangsterrap.
Und mit „Auf der Suche nach dem Glück“ geht er einen großen Schritt voran. Der Sound der Clubs trifft auf die Orientierungslosigkeit der Generation Großstadt. Eine Generation, die ihre Ängste, Sorgen und Hoffnungen am Abend mit in den Club trägt. D-Bo nennt dieses Genre Realectronic – ehrliche Texte auf elektronischen Beats. „Viele Leute machen Kunst, die man so schnell wieder vergisst. Bei mir dauert es vielleicht ein bisschen, bis du etwas damit anfangen kannst, dafür denkst du aber auch länger daran. Ich möchte, dass meine Hörer in einigen Jahren, wenn sie vielleicht irgendwann Eltern sind zu ihren Kindern sagen: ‚Hör dir das mal an, vielleicht hilft es dir ja weiter auf der Suche nach dem Glück!’